Künstler des Monats Oktober 2012 Carlo Cazals
Nach einer eingehenden und ausführlichen Betrachtung seines Schaffens, haben wir uns dazu entschlossen, Carlo Cazals zum Künstler des Monats Oktober zu küren. Kunst zu schaffen heißt nicht ein vermeintliches Abbild der Realität zu produzieren. Vielmehr geht Kunst weitaus tiefer. Sie sollte nicht nur an der Oberflächlich und der Fassade kratzen, sie muss tiefer gehen. Und genau diese Auseinandersetzung mit der Seele ist Schwerpunkt der Werke von Carlo Cazals. Cazals setzt sich mit der inneren Bestimmung des menschlichen Wollens auseinander und bringt die tiefgründige Dämonie, die in jeder Seele verborgen liegt, ans Licht.
Carlo Cazals wurde mit einer Doppelbegabung geboren: Malen und Gesang. Beide Talente förderte er in gleichem Masse in langjährigen Studien. Cazals ist ausgebildeter Tenor. Gerade diese Doppelbegabung verleiht ihm einen großen Vorteil in Vergleich zu anderen Künstlern, denn ohne die Musik würden seine Werke mit Sicherheit einen großen Teil ihrer außerordentlichen Expressivität einbüßen.
Die Musik spielt im Leben des Künstlers neben der Kunst eine große Rolle. Konzerte an der Volksbühne Berlin, im Dornröschen in Nejmegen und im Paradiso sind nur ein kleiner Ausschnitt aus seinem musikalischen Schaffen. Cazals singt auf Veranstaltungen, auf Festen und in Kirchen und das mit der Inbrunst eines Gestrandeten. Enrico Caruso ist dabei sein großes Vorbild und seine Palette reicht von Gospel über Country bis hin zur Oper.
Cazals Kunstwerke sind dabei genauso vielfältig wie die inneren Dämonen in jedem von uns und es ist nicht möglich, sie einer speziellen Stilrichtung zuzuweisen. Stattdessen können Cazals Werke dem Surrealismus, dem Psychologisch - Phantastischem Realismus als auch dem Expressionismus zugeordnet werden. Doch auch Psychogramme und Satiren gehören zum Gesamtwerk des Künstlers.
Skuriller Irrationalismus
Cazals entwickelte sämtliche dieser Stilrichtungen weiter und setzte sich viele Jahre mit der inneren Bestimmung des menschlichen Wollens auseinander. Aus diesem Prozess heraus, war es Cazales möglich, seinem Schaffen einen Namen zu geben. Die Bezeichnung Skurriler Irrationalismus war als Oberbegriff seines Schaffens entstanden. Eine ganz eigene Stilrichtung, die das Hauptanliegen, das er in allen seinen Werken verfolgt und ans Licht bringen will, zusammenfasst: Die tiefgründigen, seelischen Dämonen und der grenzenlose Leidensweg des Menschen.
Betrachtet man Cazales Vita, kommt man nicht umhin, an die alten Meister zu denken. Aufgewachsen in Hamburg St. Pauli in ärmlichen Verhältnissen erhielt er für seine künstlerischen Ambitionen keinerlei Verständnis oder Unterstützung. Sowohl der Vater als auch der Großvater waren Seemänner. Doch er hat zu seinen Ambitionen gestanden und sein künstlerischen Ziel beharrlich verfolgt. Das Kunst dabei tatsächlich eine brotlose Kunst ist, hat er über viele Jahre am eigenen Leib erfahren und hielt sich zumeist mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Seine Schule war das Leben und so hat sich seiner eigenen Angabe nach durchs „Leben studiert“, „den Menschen ins Gesicht gesehen und daraus seine Lehren gezogen“: Diese Lehren und Erkenntnisse bedeuten für Cazales wahren Reichtum.
Geprägt wurde Cazales auch durch die vielen Jahren, in denen er seine Lehrerin Getrud Prisch gepflegt hat. Er selbst bezeichnet diese Erfahrung als „eigentliche Schule“.
Cazales permanente Selbstreflektion ist der Antrieb seines Schaffens und der Anspruch an seine Arbeit ist groß. Dabei besitzt er tatsächlich den durchaus gesunden Wahnsinn, sich selbst bereits zu Lebzeiten als Genie zu bezeichnen.
Denn die unablässige Reflektion seiner selbst ist endlos, rastlos, gleichzeitig jedoch der ureigene Antrieb für den Schaffenden. Carlo Cazals’ Anspruch an sich und seine Arbeit ist hoch. Und er besitzt den gesunden Wahnsinn, sich Genie zu nennen. Noch zu Lebzeiten.
Was zeichnet die Kunst von Carlo Cazales aus?
Es besteht kein Zweifel, sämtliche Gemälde Cazales zeichnen sich durch expressive und kraftvolle Farben aus, die zwischen Figuration und Abstraktion changieren. Der Interessenfokus liegt dabei auf dem Unterbewußten, der Seele, auf Kräften, die jenseits jedes rationalen Verständnisses liegen und den Menschen ansich in Frage stellen. Der Betrachter soll innerlich bewegt und aufgerüttelt werden.
Jahrzehntelange Übung im Zeichnen hat sich in Cazales Unterbewußtsein derart eingebrannt, dass seine Werke schon nahezu durch Naturkraft entstehen. Cazals sieht sich hierbei als Seismograph, der seine inneren Erschütterungen gestalterisch auf den Punkt bringt.
Bevorzugt malt er mit Acrylfarben, doch auch Zeichnungen zählen zu seinem Schaffenswerk. Besonders bemerkenswert ist, dass der Künstler in manchen Fällen seine Werke unterhalb des Bildteils mit skizzenhaften Notizen versieht. Aussagen wie „Bildung ist, wer etwas merkt – oder nicht merkt“ oder auch „Wir sind weit entfernt zu ahnen, was wir mit Vaterfigur meinen“ führen gerade auf Vernissagen dazu, die Betrachter noch eindringlicher zum Denken anzuregen.
Sein Stil überspringt jegliche Natürlichkeit der Dinge. Cazales setzt gleich beim Erhabenen an und macht damit deutlich, dass es ihm definitiv nicht um eine plumpe Wiedererkennung geht, sondern um Bedeutung und Geist.
Cazals Zeichnungen erscheinen optisch konträr zu den großen Formen und Farbflächen auf seinen Acrylgemälden. Die Zeichnungen sind mit feinsten Strichen sorgfältig komponiert. Auch hier stehen surreale Themen im Vordergrund. Die Zeichnungen erscheinen zumeist grotesk, surreal und bestechen doch durch eine extreme Tiefgründigkeit und Poetik. Ins Auge sticht der Hang zu verspielten Details,
an denen man sich in der Tat kaum satt sehen kann. Gesellschaftskritik, Spott und Ironie blitzen in den geheimnisumwobenen, überraschenden Kompositionen aus Fabelwesen, Trollen, Menschen, Tieren, Körperteilen Engeln und Gegenständen hervor. Skurriler Irrationalismus in seiner Reinform.
Cazals malt all das, wovon andere träumen. Er gibt seinen Gedanken, Phantasien, Ängsten, Alltagslasten und dem tiefen Seelenleben einen Ausdruck. Dabei erscheint Cazals selbst als ein sehr introvertierter Mensch, der sich am liebsten sich selbst und seiner Kunst widmet.
Es besteht kein Zweifel, Carlo Cazals hat es definitiv verdient, der Künstler des Monats Oktober zu sein. Mit seinem Schaffen bringt er Tiefe in eine zumeist oberflächliche Welt, die durch Glanz und Glitter die Abgründe der Seele oftmals vergessen lässt. Cazals hält uns mit seinen Werken einen Spiegel vor, er weckt auf und regt dabei an über unser eigenes Seelenleben nachzudenken. Dabei sind nicht nur die Augen und ästhetisches Empfinden gefragt, sondern vielmehr ein scharfer Verstand. Will man Cazals Bilder verstehen, muss man die Bereitschaft mitbringen, sich auf diese und ihren tiefen Aussagehalt einzulassen.


Der Künstler Carlo Cazals